Vergiftungen

Dreizehn Tips für den Notfall

Katzen stecken ihre Nase gewohnheitsmäßig in alles, doch manchmal
stoßen sie dabei auf etwas, das ihnen nicht bekommt.
Jahr für Jahr vergiften sich Tausende von Tieren in ihren eigenen "si-
cheren" vier Wänden. Das liegt daran, daß sie keine Etiketten lesen
können. Außerdem finden sie Dinge, die uns abscheulich vorkommen
- wie etwa Frostschutzmittel - ausgesprochen lecker.
Wenn Sie sehen, daß Ihre Katze etwas frißt oder sich in etwas wälzt, das
gefährlich für sie ist, betrachten Sie es als Notfall und bringen Sie sie
sofort zum Tierarzt. Bei Vergiftungen zählt jede Minute.
Wenn der Tierarzt nicht sofort zu erreichen ist, müssen Sie selbst dafür
sorgen, daß Ihrer Katze die Neugier nicht zum Verhängnis wird.

Das Gift identifizieren. Noch bevor Sie den ~l`ierarzt anrufen, müssen
Sie feststellen, was Ihre Katze genau gefressen hat. Es nützt dem Tier-
arzt nichts, wenn Sie ihm nur sagen, daß Ihre Katze das Pflanzen-
schutzmittel verschlungen hat. Er muß wissen, welche Stoffe es ent-
hält, in welcher Konzentration und zudem alles weitere, was auf der
Packung steht.
Außerdem ist es hilfreich, festzustellen, wieviel von dem Gift von der
Packung in die Katze gewandert ist. Wenn sie erbricht, geben Sie etwas
davon in einen Plastikbeutel. Die Probe kann dem Tierarzt wertvolle
Hinweise liefern.
Das Gift loswerden. Wenn Ihre Katze Tabletten, Frostschutzmittel
oder ein anderes, nicht ätzendes Gift geschluckt hat, müssen Sie versu-
chen, Erbrechen auszulösen, damit sie das Gift wieder loswird.
Um sie zum Erbrechen zu bringen, ziehen Sie 5 ml einer dreiprozenti-
gen Wasserstoffperoxidlösung in eine Spritze ohne Nadel auf. Heben
Sie den Kopf Ihrer Katze an und spritzen Sie ihr die Lösung in den
Rachen.
Eine andere Möglichkeit ist Salzwasser. Lösen Sie zwei gehäufte Teelöf-
fel Salz in einer halben Tasse Wasser auf und geben Sie ihr mindestens
10 ml davon.
Das Gift neutralisieren. Wenn Ihre Katze etwas Ätzendes verschluckt
hat - zum Beispiel Abflußreiniger oder Kerosin -, dürfen Sie sie nicht
zum Erbrechen bringen, denn dadurch würden die Verätzungen ver-
doppelt: beim Schlucken und beim Hochkommen. Geben Sie ihr statt-
dessen etwas, das die Chemikalien neutralisiert.
Handelt es sich um eine Lauge - wie etwa Abflußreiniger -, mischen Sie
Zitronensaft oder Essig zu gleichen Teilen mit Wasser und Spritzen Sie
ihr die Lösung ins Maul.
Ist eine Säure in den Körper gelangt - zum Beispiel Batteriesäure oder
ein Bleichmittel -, geben Sie Ihrer Katze Magnesiamilch oder Dosen-
milch.
Aktivkohle zum Absorbieren. Aktivkohle, entweder in Tablettenform
oder als Pulver mit Wasser eingegeben, absorbiert das Gift im Magen,
bevor es Schaden anrichtet.
Doch auch nachdem die Katze die Kohle bekommen hat, ist das Gift
noch in ihrem Körper, das heißt, sie muß trotzdem möglichst schnell
zum Tierarzt.
Milch zur Verdünnung. Bei vielen Vergiftungen ist Milch ein gutes
Verdünnungsmittel, das zugleich Maul, Speiseröhre und Magen mit
einer schützenden Schleimschicht überzieht. Wenn die Katze bei Be-
wußtsein ist, kann Milch gegeben werden. Ist sie jedoch benommen
oder bewußtlos, dürfen Sie ihr keine Flüssigkeiten eingeben - sie könn-
te daran ersticken.
Medikamente sicher aufbewahren. Selbst der beste kindersichere
Verschluß nützt nichts, wenn die Katze das Medizinfläschchen um-
stößt und es auf dem Boden zerplatzt. Nach Schädlingsbekämpfungs-
mitteln sind Medikamente die zweithäufigste Vergiftungsursache bei
Haustieren.
Schon ein paar Aspirin können eine Katze töten. Lassen Sie also keine
Medikamente herumliegen, wo sie für Ihre Katze zugänglich sind.
Kindersichere Schränke. Katzen können sehr erfinderisch sein, wenn
ihre Neugier sie treibt. Leider sind viele Produkte, die wir in "Katzen-
höhe" aufbewahren, extrem giftig. Dazu gehören auch die Reinigungs-
mittel im Schrank unter der Spüle.
Besorgen Sie sich Kindersicherungen für diese Schränke, denn andern-
falls öffnet die Katze sie mit einer Pfotenbewegung.
Vorsicht in der Garage. Ein Stoff, mit dem sich Jahr für Jahr unzähli-
ge Tiere vergiften, ist Frostschutzmittel für Autokühler. Katzen lieben
seinen süßen Geschmack, doch schon ein Teelöffel voll ist tödlich.
Verstauen Sie angebrochene Flaschen katzensicher und lassen Sie Un-
dichtigkeiten an Kühler oder Schläuchen reparieren, bevor Ihre Katze
die Kühlwasserpfützen unter dem Auto entdeckt.
Vorsicht, Giftpflanzen! Viele verbreitete Zierpflanzen wie Philoden-
dron, Dieffenbachie und Eibe sind gefährlich oder sogar giftig für
Katzen. Normalerweise wird es erst gefährlich, wenn die Katze Pflan-
zenteile schluckt, doch manchmal reicht es aus, wenn sie nur auf den
Blättern kaut.
Weitere gefährliche Pflanzen sind Caladie, Alpenveilchen, Fingerhut,
Drachenbaum, Stechpalme, Mistel, Azalee, Weihnachtsstern und Rho-
dodendron.
Stellen Sie all Ihre Zimmerpflanzen so auf, daß die Katze sie nicht er-
reichen kann. Wenn Sie nicht sicher sind, ob eine bestimmte Pflanze
eine Gefahr darstellt, fragen Sie Ihren Tierarzt.
Tierärztliche Anweisungen befolgen. Wenn etwas Medizin der Katze
hilft, muß viel Medizin ihr doch noch viel mehr helfen; so denken vie-
le Tierhalter. Sie erhöhen eigenmächtig die vom Tierarzt verordnete
Dosierung um das Zwei- oder Dreifache - und die Katze muß es mit
dem Leben bezahlen. Manchmal vergessen sie auch eine Dosis und ge-
ben später eine doppelte, um ihren Fehler wieder wettzumachen.
Befolgen Sie die Anweisungen des Tierarztes und lesen Sie zusätzlich
die Packungsbeilagen. Wenn Sie etwas vergessen haben oder nicht ver-
stehen, zögern Sie nicht, beim Tierarzt nachzufragen.
Das Fell entgiften. Nicht alle Gifte müssen in den Körper gelangen,
um Schaden anzurichten. Bei manchen reicht es schon aus, wenn sie
nur mit Haut oder Fell in Berührung kommen. Selbst Stoffe, die nor-
malerweise harmlos sind, wie zum Beispiel Flohbäder, können tödlich
wirken, wenn sie nicht vorschriftsgemäß angewendet werden.
Wenn Ihre Katze mit einem Gift in Berührung gekommen ist, waschen
Sie es sofort gründlich ab.
Die Erste Hilfe-Maßnahmen sind dieselben wie beim Menschen.
Spülen Sie die betroffenen Partien noch vor der Fahrt zum Tierarzt
mindestens zehn Minuten unter fließendem Wasser ab.
Danach können Sie das Fell noch mit Shampoo oder Geschirrspülmit-
tel waschen, um soviel wie möglich von dem Gift zu entfernen.
Pestizide. Wenn Sie Schädlinge wie Schnecken oder Ameisen bekämp-
fen wollen, stellen Sie die Köder stets an Orten auf, die für Ihre Katze
nicht zugänglich sind.

Versuchen Sie außerdem, mit möglichst geringen Mengen auszukom-
men - gerade genug, um die Maus oder Küchenschabe zu vergiften,
aber nicht genug, um Ihrer Katze zu schaden.
Für Luft sorgen. Wenn Ihre Katze große Mengen Kohlendioxid oder
ein anderes Gas eingeatmet hat, bringen Sie sie so schnell wie möglich
an die frische Luft und rufen Sie dann den Tierarzt an.